Entscheiden nicht nur unsere Gene und unser Lebensstil, sondern auch unsere soziale Herkunft darüber, wie schnell wir altern? Eine groß angelegte Studie, veröffentlicht im März 2025 in Nature Medicine, zeigt eindrucksvoll, wie soziale Benachteiligung den Alterungsprozess beeinflusst – und damit auch unsere Chance auf Longevity, also ein langes, gesundes Leben. Die Ergebnisse machen deutlich: Soziale Ungleichheit ist ein entscheidender Faktor für unsere biologische Uhr – mit spürbaren Auswirkungen auf die Longevity.
Wie wurde untersucht, wie soziale Benachteiligung das Altern beeinflusst?
Die Studie analysierte Daten von über 800.000 Personen aus vier renommierten Langzeitstudien: UK Biobank, Finnische Public Sector Study, Whitehall II (UK) und ARIC (USA). Als Indikatoren für soziale Benachteiligung dienten unter anderem:
- Bildung und Schulabschluss
- Einkommen und Beruf
- Wohnumfeld (z. B. benachteiligte Stadtteile)
- Soziale Herkunft
Ziel war es, zu erfassen, wie soziale Benachteiligung das Altern beeinflusst – und zwar durch drei zentrale Aspekte:
1. Das Risiko für 83 altersbedingte Krankheiten (ARDs) wie Diabetes, Demenz oder Herzleiden
2. Die Analyse von über 7.000 Blutproteinen, die biologische Alterungsprozesse anzeigen
3. Die Berechnung sogenannter „organbezogener Alterslücken“, also wie alt beispielsweise Herz, Lunge oder Leber im Vergleich zum tatsächlichen Alter erscheinen
Was zeigt die Studie?
Die Ergebnisse waren eindeutig – und alarmierend:
1. Höheres Krankheitsrisiko durch soziale Benachteiligung
Menschen mit niedrigem Bildungsniveau und geringem sozialem Status hatten ein signifikant erhöhtes Risiko für insgesamt 66 altersbedingte Krankheiten, darunter:
- Diabetes Typ 2
- Herzschwäche
- Schlaganfall
- Lungenkrebs
Im Vergleich zu sozial besser gestellten Personen war das Risiko teilweise mehr als doppelt so hoch.
2. Biologisches Altern ist im Blut messbar
Die Wissenschaftler entdeckten 14 altersbezogene Blutproteine, die bei sozial benachteiligten Menschen häufiger vorkamen. Diese Marker stehen in engem Zusammenhang mit:
- chronischen Entzündungen („inflamm-aging“)
- erhöhter Sterblichkeit
- beschleunigter biologischer Alterung
Ein zentraler biologischer Mechanismus dabei: die Aktivierung des NF-κB–Interleukin-8-Entzündungspfads, der bei vielen Alterskrankheiten eine Rolle spielt. Auch daran zeigt sich klar, wie soziale Benachteiligung das Altern beeinflusst – und zwar tief auf molekularer Ebene.
Der soziale Auf- und Abstieg zählt
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie: Wie soziale Benachteiligung das Altern beeinflusst, hängt auch vom individuellen Lebensverlauf ab. Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens sozial hocharbeiten konnten, zeigten im Alter günstigere biologische Marker als jene, die dauerhaft benachteiligt waren oder sogar sozial abstiegen. Das bedeutet: Der soziale Status ist zwar ein Risikofaktor, aber kein unumkehrbares Schicksal. Wer soziale Hürden überwindet, kann auch biologisch profitieren – ein Hoffnungsschimmer für die soziale und gesundheitliche Chancengleichheit.
Fazit
Die Studie verdeutlicht, wie soziale Benachteiligung das Altern beeinflusst – durch beschleunigte biologische Prozesse und chronische Entzündungen. Doch genau hier liegt auch Potenzial: Prävention und soziale Investitionen können den Weg zu mehr Longevity für jederman ebnen.
Hier geht es zur vollständigen Studie: Social disadvantage accelerates aging