Viele Menschen greifen morgens als Erstes zur Kaffeetasse. Doch wann Kaffee getrunken wird, ist mehr als eine Gewohnheit – es könnte entscheidend für die Longevity sein. Das zeigt eine neue Studie, die im renommierten European Heart Journal im Februar 2025 veröffentlicht wurde.
Die Forscher untersuchten erstmals den Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt des Kaffeekonsums und dem Risiko, frühzeitig zu sterben – mit überraschend klaren Ergebnissen.
Die Studie: Umfangreich, langfristig, aussagekräftig
Die Studie analysierte Daten von 40.725 Erwachsenen aus den Jahren 1999 bis 2018. Alle Teilnehmer nahmen an der US-weiten Gesundheitsstudie NHANES teil und machten detaillierte Angaben zu ihrer Ernährung – inklusive wann Kaffee getrunken wurde.
Die Forscher unterteilten den Kaffeekonsum in drei Zeitfenster:
- Morgens: 4:00–11:59 Uhr
- Nachmittags: 12:00–16:59 Uhr
- Abends: 17:00–3:59 Uhr
Mit Hilfe einer sogenannten Clusteranalyse wurden zwei Hauptgruppen gebildet: Morgentrinker (Kaffee nur vormittags) und Ganztagstrinker (Kaffee über den ganzen Tag verteilt).
Was zeigte die Studie? Die Ergebnisse im Überblick
Die zentrale Frage lautete: Wann Kaffee trinken – und wie wirkt sich das auf die Gesundheit aus? Die Antwort war eindeutig:
Morgentrinker hatten ein 16 % geringeres Risiko, an einer beliebigen Ursache frühzeitig zu sterben.
Noch deutlicher: Das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, war bei dieser Gruppe um 31 % reduziert.
Menschen, die über den ganzen Tag Kaffee tranken, hatten keinen vergleichbaren Vorteil.
Bemerkenswert ist: Die positiven Effekte traten unabhängig davon auf, ob koffeinhaltiger oder entkoffeinierter Kaffee konsumiert wurde.
Warum macht der Zeitpunkt einen Unterschied?
Der menschliche Körper folgt einem natürlichen Biorhythmus. Genau hier setzt die Erklärung der Forscher an. Laut Dr. David Kao, Kardiologe an der University of Colorado, könnte später Kaffeekonsum den Melatoninspiegel senken – ein Hormon, das unseren Schlaf reguliert. Ein gestörter Melatoninhaushalt steht im Verdacht, das Risiko für Bluthochdruck und Herzerkrankungen zu erhöhen.
Zudem enthält Kaffee wertvolle Antioxidantien, die Zellschäden durch freie Radikale verhindern können. Laut den Studienautoren könnten diese Stoffe morgens besonders wirksam sein, weil bestimmte Entzündungsmarker zu dieser Tageszeit erhöht sind. Das macht den Kaffee am Morgen möglicherweise zu einem natürlichen „Schutzschild“ gegen chronische Entzündungen.
Sorgfältige Methodik: So wurde die Studie durchgeführt
Um sicherzustellen, dass keine anderen Faktoren die Ergebnisse verzerren, wurden zahlreiche Störgrößen berücksichtigt – darunter Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Einkommen, Bewegung, Vorerkrankungen und Schlafverhalten. Selbst nach diesen umfassenden Anpassungen blieb der gesundheitliche Vorteil des morgendlichen Kaffeetrinkens bestehen.
Die Datenanalyse erfolgte mittels Cox-Proportional-Hazard-Modellen, um das individuelle Risiko für Gesamt- und Herztod zu berechnen. Zusätzlich wurde der Konsum von Tee, koffeinhaltiger Limonade, Schlafqualität und Koffeinmenge differenziert erfasst.
Gibt es noch offene Fragen?
Die Studie ist beobachtend. Das bedeutet: Sie kann Zusammenhänge aufzeigen, aber keine Kausalität beweisen. Es ist denkbar, dass Morgentrinker generell gesünder leben – zum Beispiel mehr Sport treiben oder weniger verarbeitete Lebensmittel essen.
Auch genetische Daten, etwa zur individuellen Koffeinverwertung, fehlten in der Analyse. Dennoch liefert die Studie einen wichtigen Hinweis: Nicht nur wie viel, sondern vor allem wann Kaffee getrunken wird, kann entscheidend sein.
Fazit: Wann Kaffee trinken? Morgens ist besser!
Diese groß angelegte Studie liefert überzeugende Hinweise darauf, dass der Kaffeekonsum am Morgen einen echten Vorteil für die Gesundheit bringen kann – besonders für das Herz. Wer seinen Kaffee gezielt am Vormittag trinkt, scheint sein Risiko für einen frühen Tod deutlich zu senken.
Hier geht es zur Originalstudie veröffentlicht am 8. Januar 2025 im European Heart Journal mit dem Titel „Coffee drinking timing and mortality in US adults“