Gottesdienst und Longevity: Was eine Harvard-Studie über Glaube und Lebensdauer verrät

Kann der regelmäßige Gang zum Gottesdienst tatsächlich das Leben verlängern? Die Antwort darauf liefert eine Langzeitstudie der Harvard-Universität. Die Ergebnisse zeigen, dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen Gottesdienst und einem langen Leben besteht.

Die Studie: 75.000 Krankenschwestern über 16 Jahre begleitet

Forscher um Professor Tyler J. VanderWeele werteten Daten aus der bekannten „Nurses’ Health Study“ aus – einer der umfassendsten Gesundheitsstudien weltweit. Über 74.000 Krankenschwestern wurden über 16 Jahre hinweg zu ihrem Lebensstil, ihrer Gesundheit und auch zu ihrem religiösen Verhalten befragt.

Das zentrale Ergebnis: Frauen, die mehr als einmal pro Woche einen Gottesdienst besuchten, hatten ein um 33 % geringeres Sterberisiko als jene, die nie daran teilnahmen. Damit zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Teilnahme am Gottesdienst und der Langlebigkeit.

Warum wirkt der Gottesdienst so positiv?

Die Forscher identifizierten mehrere vermittelnde Faktoren, die erklären könnten, warum Gottesdienst und Longevity miteinander verknüpft sind:

  • Soziale Unterstützung: Wer regelmäßig zum Gottesdienst geht, ist meist in eine Gemeinschaft eingebunden – das stärkt psychische Stabilität.
  • Weniger Depressionen: Spirituelle Praktiken wie Gebet und Gemeinschaft können depressive Symptome verringern
  • Höherer Optimismus: Der Glaube kann eine Quelle der Hoffnung sein und die Resilienz stärken.

Diese psychologischen und sozialen Effekte trugen jeweils zwischen 9 % und 23 % zur erhöhten Lebenserwartung bei.

Gottesdienst und Longevity: Mehr als nur ein Placeboeffekt?

Ein häufiger Einwand: Vielleicht gehen nur gesündere Menschen in den Gottesdienst – und nicht umgekehrt. Doch genau diesen sogenannten „umgekehrten Kausalzusammenhang“ schlossen die Harvard-Forscher methodisch aus. Die positiven Effekte blieben selbst nach strenger statistischer Kontrolle bestehen.

Was heißt das für den Alltag?

Die Studie legt nahe, dass spirituelle Rituale wie die Teilnahme am Gottesdienst nicht nur eine religiöse, sondern auch eine gesundheitsfördernde Dimension haben. Auch wenn Spiritualität eine sehr persönliche Angelegenheit ist, kann der bewusste Umgang mit Glaube und Gemeinschaft einen positiven Beitrag zur Lebensqualität leisten.

Fazit: Mehr Lebensjahre durch spirituelle Gemeinschaft

Die Ergebnisse der Harvard-Studie deuten auf einen klaren Zusammenhang zwischen Gottesdienst und Longevity hin. Regelmäßige Teilnahme an religiösen Veranstaltungen könnte positive Effekte auf psychische Stabilität, soziale Einbindung und gesunde Lebensgewohnheiten haben.

Die vollständige Studie ist in JAMA Internal Medicine veröffentlicht und unter folgendem Link abrufbar: Originalpublikation.