Lange Zeit wurde viel vom „gesunden Glas Rotwein“ geredet als. Doch neue Erkenntnisse stellen das in Frage: Keine Alkoholmenge ist ohne Risiko, und die vermuteten Vorteile sind eher Mythos als Realität. Insbesondere wenn man auf auf Longevity setzt, lohnt es sich, den eigenen Alkoholkonsum zu überdenken.
Der Mythos vom „gesunden Glas Rotwein“: Ein Trugschluss?
Viele Studien schienen darauf hinzuweisen, dass moderate Mengen Alkohol – insbesondere Rotwein – positive Effekte auf die Gesundheit haben könnten. Doch wie Forschenden der Universität Victoria in ihrer umfassenden Analyse herausfanden, basieren diese Ergebnisse häufig auf Verzerrungen im Studiendesign. In ihrer Untersuchung werteten sie 107 Langzeitstudien aus, die den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Mortalität beleuchteten. Das Ergebnis: Es gibt keine absolut sichere Menge an Alkohol, und selbst geringe Mengen scheinen ungesunde Effekte zu haben.
Verzerrungen in früheren Studien: Warum Alkohol oft als gesund galt
Ein Grund für die scheinbar positiven Effekte von mäßigem Alkoholkonsum ist, dass frühere Studien oft methodische Schwächen aufwiesen. Häufig wurden Abstinenzler nicht genau definiert oder Menschen einbezogen, die ihren Alkoholkonsum aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben hatten und daher anfälliger für Krankheiten waren. Diese Verzerrungen führten dazu, dass moderate Trinker in vielen Studien scheinbar gesünder wirkten als Abstinenzler.
Alkohol in Maßen? Ein Mythos ohne Basis
In ihrer Analyse, veröffentlicht im „Journal of Studies on Alcohol and Drugs“, erklärt die Forschungsgruppe um Tim Stockwell, dass selbst geringe Mengen Alkohol keine gesundheitlichen Vorteile bieten. Im Gegenteil: Auch das gelegentliche Gläschen kann gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Frühere Untersuchungen hatten vermutet, dass ein moderater Alkoholkonsum vor bestimmten Erkrankungen schützt, doch diese Vorteile konnten bei einer genaueren Betrachtung der Studiendaten nicht bestätigt werden.
Die tatsächlichen Auswirkungen von Alkohol auf den Körper
Ein tieferer Blick in die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigt, dass Alkohol nicht nur die Leber belastet, sondern auch viele andere Organe und Systeme im Körper beeinflusst. Hier sind die wichtigsten Erkrankungen, die durch übermäßigen oder dauerhaften Alkoholkonsum begünstigt werden – und warum es sich lohnt, den Konsum bewusst im Auge zu behalten.
Die Leber – das Hauptziel von Alkohol
Die Leber ist das Organ, das am stärksten unter Alkohol leidet, da sie für den Abbau zuständig ist. Die Folgen können verschiedene Stadien umfassen:
- Fettleber: Bereits bei moderatem Konsum kann die Leber Fett einlagern, was auf Dauer ihre Funktion beeinträchtigt.
- Alkoholische Hepatitis: Durch Alkohol entzünden sich die Leberzellen – ein Zustand, der oft schmerzhaft ist.
- Leberzirrhose: Bei langanhaltendem Konsum entwickelt sich eine Zirrhose, die Leber wird dauerhaft geschädigt und die Funktion stark eingeschränkt.
Alkohol und Krebsrisiko – das unterschätzte Risiko
Einige Krebsarten stehen in direktem Zusammenhang mit Alkoholkonsum, da Alkohol Zellmutationen begünstigen kann. Zu den besonders gefährdeten Bereichen gehören:
- Mund, Rachen und Kehlkopf: Alkohol kann die empfindlichen Schleimhäute schädigen.
- Leber: Die ohnehin belastete Leber wird durch Alkohol weiter geschwächt, was das Risiko für Leberkrebs erhöht.
Herz und Gefäße – nicht nur ein Rauschproblem
- Alkohol beeinflusst auch das Herz-Kreislauf-System und kann hier langfristig zu folgenden Problemen führen:
- Bluthochdruck: Schon in moderaten Mengen kann Alkohol den Blutdruck erhöhen.
- Herzmuskelentzündungen: Der Herzmuskel wird durch Alkohol geschwächt, was zu Kardiomyopathie führen kann.
- Herzrhythmusstörungen und Schlaganfall: Alkohol erhöht das Risiko für Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und damit auch die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls.
Verdauungssystem – die unterschätzten Nebenwirkungen
Nicht nur die Leber, sondern auch andere Teile des Verdauungssystems leiden unter Alkohol:
- Gastritis: Die Magenschleimhaut wird durch Alkohol gereizt, was zu schmerzhaften Entzündungen führen kann.
- Pankreatitis: Die Bauchspeicheldrüse ist ebenfalls anfällig und kann sich entzünden – eine gefährliche Erkrankung, die oft intensivmedizinisch behandelt werden muss.
Gehirn und Psyche – mehr als nur ein „Katergefühl“
Alkohol hat unmittelbare Auswirkungen auf das Gehirn, und langfristiger Konsum führt häufig zu schwerwiegenden Schäden:
- Demenz und Gedächtnisverlust: Alkohol kann die kognitiven Funktionen beeinträchtigen und im schlimmsten Fall zu alkoholbedingter Demenz führen.
- Depression und Angst: Alkohol verstärkt oft bestehende psychische Probleme und kann neue hervorrufen.
- Neuropathie: Schäden an den Nervenbahnen durch Alkoholmissbrauch sind keine Seltenheit und führen zu Taubheit und Schmerzen.
Fazit: Alkohol und Longevity – eine bewusste Entscheidung
Die Vorstellung vom „gesunden Glas Rotwein“ entpuppt sich als Mythos. Studien zeigen, dass selbst gelegentlicher Alkoholkonsum negative gesundheitliche Effekte haben kann und es keine Menge gibt, die als absolut sicher gilt. Wer auf Longevity setzt und lange, gesund leben möchte, sollte den eigenen Alkoholkonsum überdenken und bewusst einschränken. Ein maßvoller, achtsamer Umgang mit Alkohol kann ein wichtiger Schritt in Richtung der eigenen Healthspan sein.
Hier geht es zur Studie der kanadischen Universität Victoria im „Journal of Studies on Alcohol and Drugs“ .